Junge Osteoporose – Faktoren, die den Verlauf des T-Scores beeinflussen: ein 3-Jahres Follow-Up des Registers Junge Osteoporose

Hintergrund

Leitlinien zur Diagnose und Behandlung von Osteoporose beziehen sich meist auf über 50-Jährige. Zu Osteoporose bei jüngeren Menschen und Faktoren, die deren Frakturrisiko und die Knochendichte (T-Score) beeinflussen, ist wenig bekannt. Daten zu Therapiewahl, Behandlungsdauer und Wirksamkeit bei jungen PatientInnen fehlen. Das Register Junge Osteoporose, ein Unterregister des Deutschen Osteoporose-Registers entstand aus dem IOZ der TUM in Kooperation mit dem DVO (Dachverband Osteologie e.V.).

Methoden

Frauen ≤50 Jahre und Männer ≤60 Jahre, die sich mit Osteoporose und/oder Osteopenie mit Frakturen im Interdisziplinären Osteoporosezentrum (IOZ) des Klinikums rechts der Isar vorstellten, wurden nach schriftlicher Einwilligung ins Register Junge Osteoporose aufgenommen. Mittels Fragebogen und Vorbefunden wurden Knochendichte, Frakturen, Vorerkrankungen und Familienanamnese im Register dokumentiert. Für das Follow-Up wurde ein weiterer Fragebogen zur Erfassung des Krankheitsverlaufs und der Behandlung (Knochendichte, Frakturen, Osteoporosetherapie, Risikofaktoren) an PatientInnen verschickt, die mindestens 3 Jahre beobachtet wurden und mindestens 2 Knochendichtemessungen hatten. Analysiert wurden die Teilnehmer nach Geschlecht, Medikamenteneinnahme, Frakturanamnese, Gewicht und (bei Frauen) Menopause. T-Scores (Knochendichte) der Lendenwirbelsäule (LWS) und des Femurs (F) wurden auf Veränderungen im Laufe der Zeit untersucht.

Ergebnisse

131 der im Register erfassten PatientInnen erfüllten die oben genannten Kriterien und wurden angeschrieben. 72 (54,96%) beantworteten das Follow-Up, davon 46 (63,9%) Frauen. Die Patientinnen waren zum Zeitpunkt der Erstdiagnose (ED) durchschnittlich 35±8 Jahre alt. Die Risikofaktoren dieser Patientengruppe waren primäre Ovarialinsuffizienz, Anorexia nervosa, Z.n. Ovarektomie, Z.n. Mammakarzinom, Z.n. Aromatasehemmer sowie Einnahme von Glukokortikoide und Antidepressiva. 16 der 46 Frauen waren postmenopausal und bei ED 41±8 Jahre alt. 88% erhielten neben Osteoporose Basistherapie (Vitamin D und Calcium) eine Hormontherapie und/oder eine spezifische Osteoporosetherapie. 65 % der Frauen waren prämenopausal und bei ED 32±7 Jahre alt. Zu einer Basistherapie wurden auch 63% der prämenopausalen Frauen mit einer Hormontherapie und/oder einer spez. Osteoporosetherapie behandelt. Initial hatten 23 prämenopausale und 7 postmenopausale Frauen mindestens eine Fraktur. Im Verlauf erlitten 17 prämenopausale und 6 postmenopausale Frauen mindestens eine weitere Fraktur. Vitamin-D-Substitution war mit einem signifikanten Anstieg der LWS-T-Scores assoziiert (p=0,05). Prämenopausale Frauen hatten niedrigere Ausgangs-T-Scores an der LWS, aber höhere Ausgangs-T-Scores am Gesamtfemur (LWS: -2,5, F: -1,6) als postmenopausale Teilnehmerinnen (LWS: -2,2, F: -2,0). In der Prämenopause zeigte sich ein höherer Anstieg der LWS-T-Scores (p=0,041) als postmenopausal. Untergewichtige (BMI<18,5) Patientinnen hatten niedrigere Ausgangs-T-Scores (LWS: -2,7, F: -2,0) als Normalgewichtige (LWS: -2,4, F: -1,6).

Diskussion

Für die Entwicklung der Knochendichte junger Osteoporose-Patientinnen sind Vitamin-D-Substitution, spezifische Osteoporosetherapie, Frakturen in der Vorgeschichte, Gewicht und Menopause relevant. Multizentrische Erfassung von größeren Zahlen von Verläufen junger Osteoporose könnte dazu beitragen, eine Grundlage für die Diagnose und Behandlung von Osteoporose bei jungen Patientinnen und Patienten zu schaffen.