Dr. med. Maximilian Moegele

Dr. med. Maximilian Moegele

Vaginale Estrogentherapie nach Mammakarzinom

Hintergrund

In den vergangenen Jahren führte die verbesserte Diagnostik und Therapie des Mammakarzinoms zu einer deutlichen Reduktion der Mortalität. Viele Patientinnen haben eine gute Prognose, leiden jedoch unter einer Vielzahl an Langzeit- Nebenwirkungen in Folge der durchgeführten Therapien. Durch den verstärkten Einsatz von Aromatasehemmern (AI) haben viele Patientinnen typische Nebenwirkungen wie Vaginalatrophie (VA), Dyspareunie, rezidivierende HWI’s und Verlust des sexuellen Verlangens. Dies schränkt die Lebensqualität ein und kann mit einer verminderten Therapieadhärenz einhergehen. Eine vaginale Östrogentherapie (ET) ist zur Linderung der genannten Symptome am effektivsten. Eine ET ist jedoch nach der Diagnose eines Mammakarzinoms kontraindiziert.

Methodik

In einer bizentrischen Studie wurden 16 postmenopausale Brustkrebspatientinnen, die für mindestens 6 Monate mit einem nichtsteroidalen AI behandelt wurden und unter einer VA leiden, eingeschlossen. Vor Beginn der Therapie wurden die Serumkonzentrationen von Östron, Östradiol, Östriol, follikelstimulierenden Hormon, luteinisierenden Hormon und sexualhormon bindenden Globulin gemessen. Die initiale Therapie beinhaltet die tägliche Applikation einer Gynoflor® Vaginaltablette (0,03 mg Östriol mit Laktobacillen) über einen Zeitraum von 28 Tagen. In den anschließenden 8 Wochen erhielten die Patientinnen eine Erhaltungsdosis mit 3 Vaginaltabletten pro Woche. Zu Beginn der Therapie an Tag 0, sowie an Tag 28 erfolgten mehrere Blutabnahmen (t= -0,5, 0,5, 1, 2, 3, 4, 6, 8, 24 Stunden). Weitere Blutentnahmen erfolgten in Woche 8 und 12. Das sekundäre Studienziel war es, klinische Symptome im Hinblick auf Lebensqualität, Veränderungen des vaginalen pH-Werts, sowie das Vaginalepithel zu bewerten.

Ergebnisse

Nach der ersten Gynoflor® Gabe stiegen die Östriolspiegel bei 15 von 16 Patientinnen kurzfristig an. Die höchste gemessene Östriolkonzentration lag bei 168 pg/ml. Die höchsten Werte wurden 2- 3h nach der Applikation gemessen. Die Östriolspiegel waren im weiteren Verlauf unterhalb der Nachweisgrenze, mit Ausnahme einer Patientin, die in Woche 4 eine Östriolkonzentration von 14,5 pg/ ml zeigte. Die Serum Östradiol- und Östronspiegel stiegen zu keiner Zeit an, mit Ausnahme einer Patientin, bei der nach 28 Tagen ein geringfügig erhöhter Östradiolspiegel von 1,19 pg/ml nachweisbar war.

Diskussion

Bezüglich der Anwendung lokaler hormoneller Therapien bei Mammakarzinom sollten aufgrund des hohen Sicherheitsbedürfnisses ausschließlich ultra- niedrig dosierte lokale Östrioltherapien erfolgen. In der Kombination von 0,03 mg Östriol in Kombination mit Laktobacillen konnte nur ein geringer Einfluss auf die Serumöstradiolspiegel nachgewiesen werden. Es konnte gezeigt werden, dass eine sehr niedrig dosierte lokale Östriolgabe einen positiven Effekt auf die VA, sowie auf die Lebensqualität der Mammakarzinom Patientinnen hat. Eine ultra- niedrig dosierte vaginale Östrioltherapie ist bei Patientinnen nach einer Mammakarzinom- Erkrankung unter endokriner Therapie mit ausgeprägter VA und deutlicher Einschränkung der Lebensqualität und vorherigem Versagen nicht- hormoneller Maßnahmen vertretbar. Die Patientinnen sollten über die nicht ausreichend geprüfte onkologische Sicherheit aufgeklärt werden.